Historisch Kritische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals
Das Gaswerk
Der Ernst-Thälmann-Park entstand auf dem Gelände eines stillgelegten Gaswerks. Ab 1873 produzierte die IV. Städtische Gasanstalt Gas für Beleuchtung sowie für industrielle und private Zwecke. Die Gas- und Kokserzeugung beeinträchtigte durch Staub- und Rußentwicklung sowie Geruchsbelästigung die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner:innen in der Umgebung erheblich. Die Umstellung Ost-Berlins auf Erdgasversorgung ab 1979 ermöglichte die Stilllegung des veralteten Werkes im Mai 1981.

IRS Erkner, Wiss. Samml., Bestand Manfred Prasser, Sig. C89_F_21-023
Die drei zwischen 1889 und 1900 errichteten und weithin sichtbaren Gasbehälter waren ein Wahrzeichen von Prenzlauer Berg. Für ihren Erhalt entwickelte das Büro für Städtebau beim Ost-Berliner Magistrat Anfang der 1980er-Jahre Pläne für eine Nachnutzung und für ein Kulturhaus.

Museum Pankow
Dem entgegen ließ die SED-Führung die Gasometer am 28. Juli 1984 sprengen. Dies wurde mit angeblicher Baufälligkeit und Schadstoffbelastung begründet.

Museum Pankow
Eingaben, Bürger:innenproteste, Flugblätter gegen die Zerstörung der Gasometer blieben erfolglos. Sie wurden mit Repressionen und Verhaftungen bestraft. Zudem verlegte die Staatsführung den Termin der Sprengung der Gasbehälter vor. Polizist:innen schirmten das angrenzende Gebiet weiträumig ab und versuchten, das Fotografieren und Filmen zu verhindern. Die Sprengung der Gasometer beförderte den Vertrauensverlust in die Politik der SED-Führung. Am Ort eines der gesprengten Gasometer entstand 1987 das Zeiss-Großplanetarium als größter Kuppelbau in der DDR.

IRS Erkner/Wiss. Samml., Bestand Hubert Matthes