Historisch Kritische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals

Ernst Thälmann

Ernst Thälmann wurde am 16. April 1886 in Hamburg geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Schon als Kind musste er im elterlichen Gemüse- und Kohlengeschäft mitarbeiten. Im Alter von 16 Jahren verließ er das Elternhaus. Den großen Hafenarbeiterstreik 1896–1897 erlebte er als prägendes Erlebnis.

Ernst Thälmann in volksnaher Pose, 1932
Ernst Thälmann in volksnaher Pose, 1932.
Unter Arbeiter:innen genoss Thälmann große Popularität und wurde deshalb auch „Teddy“ genannt.
Bundesarchiv. Bild 102-12940, Fotograf: Georg Pahl

Politisch engagierte sich Thälmann ab 1903 zunächst in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), ab 1918 in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Als Kriegsgegner desertierte er 1918 aus dem Kriegsdienst. 1920 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und stieg dort schnell auf. 1925 wählte ihn die KPD zum Vorsitzenden und die Kommunistische Internationale (Komintern) berief ihn ins Exekutivkomitee. In der Unterschlagungsaffäre um John Wittorf 1928 wurde Thälmann gezwungen, sein Parteiamt ruhen zu lassen. Erst auf Druck Stalins wurde er als Parteivorsitzender bestätigt.

Thälmann prägte den ab Mitte der 1920er-Jahre beginnenden Prozess der „Stalinisierung“ der KPD und damit die Säuberungen innerhalb der Partei. Stalin fand in Thälmann jemanden, mit dem er die KPD kontrollieren und enger an die Politik der Sowjetunion binden konnte. Aus der Sowjetunion übernahm er die Sozialfaschismusthese und verschärfte den Kampf der KPD gegen die Sozialdemokratie. Dies trug in der Endphase der Weimarer Republik erheblich zur Destabilisierung bei.

Ernst Thälmann (Mitte) bei einem Marsch des Roten Frontkämpferbundes (RFB) in Berlin, 1927
Ernst Thälmann (Mitte) bei einem Marsch des Roten Frontkämpferbundes (RFB) in Berlin, 1927.
Thälmanns zur Faust erhobene rechte Hand galt als traditioneller Gruß des RFB. Der RFB war ein paramilitärischer Verband der KPD in der Weimarer Republik unter der Leitung Thälmanns.
Deutsches Historisches Museum

In Folge der Wirtschaftskrise 1929 und der sozialen Not kam es zu Unruhen, welche die KPD unter Thälmann für ihren Kampf gegen die parlamentarische Demokratie nutzte. Da die SPD die Demokratie verteidigte, wurde sie für die KPD zum Hauptfeind. Dies trug zur Spaltung der Arbeiterbewegung bei und damit zur Schwächung des Kampfes gegen den Nationalsozialismus. Aus Sicht vieler Historiker schuf dies die Voraussetzungen, die es Hitler und den Nationalsozialist:innen ermöglichten, an die Macht zu gelangen.

Ernst Thälmann war seit 1924 Reichstagsabgeordneter. Als bekannter Politiker wurde er am 3. März 1933 in Berlin von der Polizei verhaftet. Bis zu seiner Ermordung am 17. August 1944 im Konzentrationslager Buchenwald als sogenannter Schutzhäftling war er im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit, im Gerichtsgefängnis Hannover und im Zuchthaus Bautzen inhaftiert. Während seiner elfjährigen Haftzeit wurde er vor kein Gericht gestellt. Bemühungen um seine Befreiung und einen Austausch scheiterten. Stalin selbst setzte sich nicht für seine Freilassung ein.